Buchrezension: Jöran Muuß-Merholz – Freie Unterrichtsmaterialien

Materialien über Open Educational Resources (OER), oftmals OER über OER gibt es wie Sand am Meer. Jöran Muuß-Merholz, einer der – wenn sich sogar der – OER-Experten in Deutschland hat nun ein Buch zu diesem Thema geschrieben: „Freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtsicher einsetzen, selbst machen und teilen – alles über Open Educational Resources“. Bei der angesprochenen Fülle an bereits existierenden Materialien muss die Frage erlaubt sein, ob so ein Buch überhaupt notwendig ist? Aus meiner Sicht lässt sich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Warum es sich lohnt, dieses Buch zu lesen und zu empfehlen, erläutere ich in meiner Buchrezension.
Zu Beginn geht ein großes Dankeschön an den Beltz-Verlag, der mir eine Printausgabe des Buches kostenlos für diese Rezension zur Verfügung gestellt hat. Teile dieses Textes sollen in den School-News, der Zeitschrift der Professional School of Education der Ruhr-Universität Bochum und im Rahmen des Verbundprojektes digiLL_NRW erscheinen.

Ganz am Anfang seines Werkes stellt der Autor bereits fest, dass es wenig sinnig wäre, ein Buch über OER zu schreiben, welches nicht selbst OER verwendet und auch frei lizenziert veröffentlicht wird. Dem ist aus meiner Sicht nur zu zustimmen. Dass der Beltz-Verlag sich aber auf diese Sichtweise eingelassen hat, ist bemerkenswert. Es freut mich ungemein zu sehen, dass erste Verlage bereit sind OER mit zu tragen und zu fördern. Umso mehr sei gesagt, dass es sich allein deswegen schon lohnt das Buch zu kaufen (Ich bin mir dabei der Ironie bewusst, es selbst nicht gekauft zu haben). Ganz im OER-Gedanken ist es natürlich auch frei im Netz verfügbar. Über die Seite www.was-ist-oer.de ist nicht nur die PDF des Buches aufrufbar, sondern auch das gesamte Skript im Odt/Docx-Format, sodass eine (Weiter-) Verwendung der Materialien problemlos möglich ist.

Inhalt
Jöran Muuß-Merholz gibt den Lesern einen sehr guten Überblick über das Themenfeld OER. Dabei steht immer der direkte Bezug zur (schulischen) Praxis im Vordergrund. Gerade Lehrer/innen sei das Werk daher empfohlen.
Jedes Kapitel beginnt dabei mit einem kurzen Teaser, sodass man als Leser weiß, was einen erwartet. Mich persönlich freut es sehr, dass unabhängig voneinander meiner eigenen OER-Fortbildung thematisch sehr ähnlich zum Buch aufgebaut sind. Aus eigener Erfahrung kann ich daher bestätigen, dass dieser Umgang mit dem Thema bei Lehrenden an Schulen und Hochschulen ankommt.
Die zwölf Praxisbeispiele in Kapitel zwei und sechs bilden einen guten Rahmen, um die eher trockenen Theorieteile und zeigen so auf, welche Urheberrechtsprobleme in der Schule alltäglich sind, und wie OER dafür eine gute Lösung seien kann.

Stil und Sprache
Das Buch lässt sich wirklich gut lesen. Gerade die Kapitel mit vielen rechtlichen Aspekten sind so aufgebaut, dass auch juristische Laien sich gut in Themen einlesen können. Positiv herauszuheben ist dabei, dass das Buch sowohl auf wissenschaftliche als auch auf juristische Feinheiten verzichtet. Dies sorgt dafür, dass wirklich jeder mit diesem Werk einen guten Einstieg in die Auseinandersetzung mit OER finden kann. Die vielen Praxishinweise, auch zu rechtlichen Themen, z.B. Recht am eigenen Bild und der Gruppenbildmythos, machen das Buch auch zu einem guten Nachschlagewerk.

Für Anfänger und für Experten geeignet?
Eignet sich das Buch auch für OER-Experten? Die OER-Community wächst und wächst und immer mehr Personen werden zu OER-Experten. Im erweiterten Kreis würde ich mich selbst auch mittlerweile sehen. Lohnt es sich trotzdem das Buch zu lesen? Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich eher wenig Neues erfahren haben. Die großen, wichtigen Aspekte kannte ich alle, selbst die meisten Details waren mit bekannt. Trotzdem war die Lektüre gewinnbringend. Zur eigenen Selbstüberprüfung lohnt es sich immer wieder sich mit den Grundlagen von OER auseinander zu setzen. Man bekommt so auch wieder ein Gespür für die grundlegenden Fragen, die manchmal für einen selber selbstverständlich erscheinen. Vor allem aber kann das Buch dazu diesen, die eigene Multiplikatorenfunktion besser ausführen zu können. Denn wer sich mit offenen Bildungsressourcen auseinandersetzen will oder Kolleg/innen den Einstieg erleichtern möchte, der sollte dieses Buch um Bücherregal oder noch besser auf dem Schreibtisch liegen haben.

Perspektive Lehrerbildung
Für meine eigene berufliche Perspektive, der Lehrerbildung, eignet sich das Werk ebenso gut. Ich bin geneigt zu sagen, jeder Studierende im Lehramt sollte es gelesen haben. Auch weil ich der Meinung bin, dass OER ein hervorragendes Einstiegsthema in die Chance der digitalen Bildung ist. Daher ist Muuß-Merholz Buch bereits jetzt und auch in Zukunft fester Bestandteil meiner eigenen Fortbildungen zu digitaler Bildung sein.

Fazit
Unbedingt lesenswert.

Jöran Muuß-Merholz
Freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtssicher einsetzen, selbst machen und teilen
Mit Online-Materialien und E-Book inside
Beltz-Verlag
185 Seiten

ISBN: 978-3-407-63061-2
Erschienen: 07.02.2018

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